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Dem Wahren, Schönen, Guten − Ein Operntheater für die Stadtgesellschaft

12. Dezember 2018

Der BDA Frankfurt fordert transparente Planungskultur und unterstützt die eingeschlagene, sorgfältige und gewissenhafte Vorgehensweise zur Zukunft von Oper und Theater. Er begrüßt das Bekenntnis zu einem offenen Architekturwettbewerb. Prozesskultur ist wesentlicher Teil kultureller Qualität, die Vertrauen schafft.
Kulturelle Institutionen sind Teil der städtischen Kultur. Die Stadt steht in der Verantwortung, alle diese Institutionen betreffenden Entscheidungen der Stadtgesellschaft auf Dauer zu sichern. Die stadträumliche Qualität der Wallanlagen muss unabhängig vom Ergebnis des eingeschlagenen Prozesses gewahrt bleiben.

Der Bund Deutscher Architekten BDA verfolgt aufmerksam die Vorgehensweise der Bürgerstiftung Neue Oper Frankfurt i.G., mit der sie eine Vorentwurfsplanung zur neuen Oper an einem noch nicht bekannten Ort zur Diskussion stellt.
Der BDA begrüßt grundsätzlich bürgerschaftliches Engagement als Teil einer lebendigen Stadtkultur. Nach dem Vorbild anderer Frankfurter Stiftungen sollte es unabhängig von einem Standort, einer Organisationsform und einem architektonischen Entwurf Bestand haben und sich auf dem Interesse an der Oper, dem Schauspiel und der Stadt gründen und dem Allgemeinwohl verpflichtet sein.

Sorgfältige und gewissenhafte Planung

Bei allen baulichen Mängeln des städtischen Bühnengebäudes, die aktuell gründlich von der Stadt überprüft werden, haben räumliche und stadträumliche Qualitäten der bestehenden Spielstätten zu ihrem derzeitigen herausragenden kulturellen Niveau beigetragen. Die Einheit der beiden Häuser schafft Synergien auf inhaltlicher, technischer und wirtschaftlicher Ebene. Eine isolierte Planung für ein neues Opernhaus ohne Kontext belebt zwar die Diskussion, trägt jedoch nicht zur Klärung der anstehenden Fragen bei. Im Gegenteil besteht bei einer Trennung der Spielstätten eine Gefahr für den Betrieb durch Mehrung der Produktionskosten. Nicht zuletzt sind das Theater am Turm und ein eigenständiges Ballett dem Kostendruck zum Opfer gefallen.

Die Bürger der Stadt Frankfurt schätzen den Wert des bestehenden Kulturortes und der Magistrat arbeitet intensiv an der Beantwortung komplexer Fragen, die das kulturelle Leben und das Stadtbild dauerhaft prägen werden. Es gilt abzuwarten, welche Ergebnisse hervorgebracht werden, bevor optimierte Flächenbedarfe, Sanierungs- und Bauvarianten und wenn notwendig Übergangsszenarien sowie verschiedene Standortoptionen und entsprechend alle Kostenfaktoren erörtert werden können. In diesem Prozess wird nach allseitigem Bekunden im Falle eines Neubaus ein transparenter und offener Architekten-Wettbewerb stehen. Der BDA begrüßt die Stellungnahme der zuständigen Dezernate mit der eindeutigen Positionierung für einen Architekten-Wettbewerb, mit dem sie sich zu ihrer kulturellen Verantwortung bekennen. Bei allem Wohlwollen dem bürgerlichen Engagement gegenüber fordert der BDA transparente öffentliche Vergaben.
Der BDA unterstützt ausdrücklich die Stadt dabei, den eingeschlagenen Weg einer sorgfältigen Behandlung dieses Themas gewissenhaft zu Ende zu führen. Er dient nicht zuletzt dem dauerhaften Vertrauen in die öffentliche Hand und ihrer Institutionen.

Wallanlagen und dauerhafte Sicherung der kulturellen Institutionen

Der BDA setzt sich dafür ein, unabhängig vom Ergebnis der laufenden Untersuchungen daran festzuhalten, dass die Wallanlagen in ihrem hohen stadträumlichen Wert für die Stadt als identitätsstiftender Ort für die Allgemeinheit bewahrt und behutsam weiterentwickelt werden. Die Wallanlagen sind als Ort des kollektiven Gedächtnisses, der europäischen Geschichte und kultureller Selbstvergewisserung zu pflegen. Als Raum für öffentliche gemeinschaftliche Projekte ist hier auch ein Neubau städtischen Bühnen denkbar, sollte sich diese Lösung als geeignete erweisen; die Wallanlagen hingegen privatwirtschaftlich zu nutzen, ist ihrem Charakter und Wert in keiner Weise angemessen.

Kultur ist eine öffentliche Aufgabe der Stadt und des Landes. Der Ausverkauf der Städtischen Bühnen und der städtischen Planungskultur ist keine Option. Privatisierungsmodelle widersprechen der kulturellen Verantwortung der Stadt. Kulturbauten sind wertvolle Bauwerke des stadtgesellschaftlichen Diskurses. Sie sind auf Dauer als städtische Einrichtungen zu sichern, um der heutigen und zukünftigen Stadtgesellschaft alle Optionen einer eigenen kulturellen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu erhalten. Denn diese Einrichtungen dienen nicht nur dazu, das Wahre, Schöne und Gute der Stadtgesellschaft als einem Publikum darzubieten. Sie sind diesen Werten auch im Sinne einer inhaltlichen kulturellen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen verpflichtet, im sozialen, im politischen, im kulturellen Handeln. Der Raum dafür ist kostbar, ihn gilt es zu bewahren und verantwortungsvoll zu gestalten.

Im Namen des Vorstandes der BDA Gruppe Frankfurt,
Wolfgang Dunkelau und Moritz Kölling

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